Zu viele Menschen sind ein Problem – nein, nicht ein Problem, sondern das Problem, wenn man die Ressourcen der Erde betrachtet. Deshalb braucht man weniger Menschen und nicht mehr. In manchen Industrienationen wie Deutschland funktioniert das Schrumpfen anscheinend von alleine, in anderen Ländern wie China hat die Führung mit der 1-Kind-Politik erfolgreich an dieser Schraube gedreht. Allerdings in beiden Fällen mit Folgen. Hier wie dort entwickelt sich die Alterspyramide in die Richtung
Die meisten Leute sind dann entweder zu jung oder zu alt, um zu arbeiten. Aber die Alten verbrauchen natürlich, und irgendwer muss die Verbrauchsgüter ja erzeugen und bezahlen.Man braucht folglich mehr junge Leute im Alter von 25-65, die dafür sorgen.
An sich ist die Entwicklung begrüßenswert, da das Problem der Überbevölkerung damit langfristig gelöst wird. Aber die Entwicklung ist vielleicht ein wenig schnell, was eben zu Problemen führt. Die chinesische Regierung hat inzwischen von der 1-Kind-Politik Abstand genommen, aber auch das ist eher eine langfristige Maßnahme, die zudem in der Bevölkerung derzeit auf wenig Gegenliebe stößt, da alles in der Gesellschaft auf 1 Kind eingestellt und mehr Kinder derzeit gar nicht finanzierbar sind. Immerhin würden die Kinder aber im System aufwachsen und produktiv sein.
Ähnlich sieht es bei uns aus: wer Kinder hat, wird mehr oder weniger gesellschaftlich geächtet und bestraft, zumindest so lange er zum produktiven Teil der Bevölkerung gehört. Wer ohnehin nicht arbeitet, ist mit Kindern häufig besser dran als ohne. Das falsche Signal! Und da es mit den Kindern nicht so richtig läuft, kommt man hier auf Immigration, d.h. den Ausgleich der Pyramide durch Zuwanderer. Was allerdings auch schief geht, wenn derzeit in großen Umfang Leute „integriert“ werden, die in einem Unternehmen beim Auftrag „hol mal für die 3 Teile je 7 Schrauben aus dem Lager!“ bereits beim Begriff Sieben überfordert sind. Statt besser wird es absehbar noch teurer und weniger finanzierbar. Also auch das falsche Signal!
Die zweite Strategie, die den Machern einfällt: länger Arbeiten, also nicht bis 65, sondern bis 70 oder gar 72-75. Rein rechnerisch würde das funktionieren, rein arbeitstechnisch funktioniert das nicht. Je älter der Mensch wird, desto geringer ist seine Belastbarkeit, und bereits vor dem 60. muss man leider feststellen, dass der Schwund der Arbeitsleistung gegenüber einem 40-jährigen sich nicht mehr verheimlichen lässt. Die Arbeit wird vielleicht etwas besser und sorgfältiger erledigt, aber die Stückzahl ist geringer und nähert sich in vielen Berufen effektiv der Null, weil es halt nicht mehr geht. Soll man also einen Maurer mit 60 in den Ruhestand schicken, während ein Sachbearbeiter im Büro noch 12 Jahre weitermachen muss, nur weil er so blöd war, den falschen Beruf zu wählen? Und kann man jemandem, der 10 Werkstücke fertigt, den gleichen Lohn wie einem jüngeren zahlen, der 50 produziert, ohne dass der sauer wird? In gewissem Umfang könnte das gehen, aber es müsste ziemlich tief in die Wirtschaft eingegriffen werden, um die Einstellung zu ändern. Derzeit sieht es eher nicht danach aus.
Kein Problem machen die Alten, wenn die Alterspyramide so aussieht:
Allerdings ist das Land, um das es in dieser Grafik geht, nun in dem Sinn ein Sünder, dass die Bevölkerung auch langfristig ± schnell steigt. Kann man die gesunder Pyramide nicht ausnutzen, ohne großartig Leute zu importieren?
Möglicherweise führen und die Chinesen gerade vor, wie das funktionieren könnte. Ich habe China ja kürzlich des National-Sozialismus bezichtigt, der mit einer relativ starken kapitalistischen Komponente ausgestattet ist ohne dass die Partei die Kontrolle verlieren würde. Die chinesische Wirtschaft klaut nicht nur Technologien in den westlichen Ländern, sondern investiert auch in zunehmend größerem Maße im Ausland. Chinesische Unternehmer bauen ganze Industrien auf, auch auf dem afrikanischen Kontinent. Westliche Unternehmen scheuen meist das Risiko, in einem instabilen Staat zu investieren. Die chinesischen Unternehmen werden vom Staat geradezu ermutigt, das zu tun, und das Risiko übernimmt der chinesische Staat. Geht ein Land im Bürgerkrieg unter, entschädigt den betroffenen Unternehmer seine Regierung. Im Gegenzug wird der Betrieb letztlich weiterhin vom Staat kontrolliert.
Was bringt das? Gut angefasst eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Die Wirtschaft im Entwicklungsland wird aufgebaut, und zwar vor Ort durch die Leute selbst. Größerer Wohlstand ist die Folge. Märkte sind durch den ausländischen Investor und den Staat dahinter ebenfalls garantiert. Und die Gewinne, zumindest ein Teil davon, fließt nach China ab. Nicht irgendwo hin wie bei westlichen Heuschreckenunternehmen, sondern nach China, dafür wird die Regierung schon sorgen. Und über diese Gewinne bzw. deren Abschöpfung lassen sich die Renten wiederum finanzieren. Letztlich entsteht eine virtuelle Bevölkerungspyramide mit halbwegs gesundem Aussehen, wenn alles gut läuft.
Langfristig egalisiert sich die lokale Alterspyramide in den Industriestaaten von selbst. Bei niedriger Geburtenrate verjüngt sich alles nach oben, da an der Spitze ja auch Leute wegsterben. Da die Lebenserwartung steigt, muss natürlich trotzdem ein anderes Modell her als im 20. Jahrhundert, wo die Flanken nicht so steil waren. Und in Nigeria und anderswo kippt die Pyramide natürlich ebenfalls mit steigendem Wohlstand. Man kann nur hoffen, dass die Politik doch irgendwann mal etwas dazulernt und den abzusehenden Wandel abfedert.
Schlußfolgerung: ein Kapitalismus à la USA wird es nicht bringen, und ein Sozialismus à la Die Grünen sicher ebenfalls nicht. Ein National-Sozialismus à la China hat da deutlich bessere Aussichten, ohne den Weg zum Reichtum und Superreichtum für einzelne wirklich zu verbauen. Unternehmergeist fördern, aber ihn im Sinne der Gesellschaft kontrollieren statt ihn zu drangsalieren könnte einige Probleme lösen, an denen man nicht vorbei kommt.