Wenn man in die Glas-Google schaut …

Eeemshaven ist ein niederländischer Hafen an der äußersten Nordostecke der Niederlande.

Nicht, dass da viel „gehaft“ wird. Da geht eine Fähre nach Borkum und Offshore-Windkraftanbieter produzieren, lagern und verschiffen hier Teile. Außerdem gibt es hier … doch dazu kommen wir gleich. Allerdings sind die Niederländer emsig im Gegensatz zu den Schländern: Eemshaven im Vergleich zum etwa gleichgroßen Emden wirkt wie ein überfüllter Kindergarten zu einem Altenheim in einer Valium-Ralley.

Polen ist eine Ansammlung von ein paar Häuschen im Südosten von Eemshaven von Eemshaven und etwas nördlich von Polen hat Google vor einigen Jahren ein Rechenzentrum gebaut (und baut auch noch fleißig weiter, nebst ein paar anderen High-Tech-Unternehmen). Kunststück: im Gegensatz zu Schland, wo vielfach weder Handy-Empfang noch Internet jenseits der 19.200-Baud-Grenze existiert, gibt es dort die entsprechende High-Speed-Technologie, die solche Unternehmen brauchen.¹⁾

https://www.google.com/intl/de/about/datacenters/locations/eemshaven/

Rechenzentren verbrauchen bekanntermaßen viel Energie. Einerseits zum Betrieb der Elektronik, andererseits zum Kühlen der Anlage. Google macht Werbung damit, dass Wind- und Sonnenenergie eingesetzt wird:

Das Rechenzentrum in Eemshaven deckt seinen Bedarf an erneuerbaren Energien über Verträge mit den Windparks in Delfzijl und Zeeland (Krammer und Bouwdokken) sowie dem Solarpark Sunport Delfzijl.

Hört sich doch gut an, oder? Allerdings sollte man genau lesen: da steht nicht „deckt seinen Bedarf an Energie“, sondern „deckt seinen Bedarf an erneuerbaren Energie“, und der muss ja nicht 100% sein, oder? Wo kommt die Energie wirklich her?

Noch weiter nördlich von Polen findet man ein größeres Kraftwerk:

https://www.rwe.com/presse/rwe-ag/2022-06-02-rwe-erwirbt-1-4-gigawatt-kraftwerk-von-vattenfall/

Hört sich doch auch gut an, oder? Was verschwiegen wird: es handelt sich um ein Kohlekraftwerk, das wegen der günstigen Anlandung von Importkohle in Eemshaven gebaut wurde. Ursprünglich war mal ein Bau auf der gegenüber liegenden Seite der Ems geplant, aber die SPD hat sich dem erfolgreich widersetzt, womit Arbeitsplätze und Steuereinnahmen in die Niederlande gingen.

Die Niederländer sind auch sonst recht pragmatisch: als Greenpeace-Aktivisten sich zwischen zwei Schornsteinen in luftiger Höhe anseilten, um die Baumaßnahmen zu behindern, bauten die Niederländer kurzerhand an anderen Stellen weiter und ließen die Aktivisten dort einfach hängen, bis diese nach einiger Zeit untertänigst baten, sie wieder herunter zu holen, da die Nahrungsmittel ausgingen.

Zu dem Kraftwerk erfährt man

Das Kraftwerk ging 2015 in Betrieb. Es kostete rund 2,5 Mrd. Euro. Es soll bis zum Jahr 2030 stillgelegt werden

Kraftwerke haben eine mittlere Lebenserwartung von mehr als 50 Jahren. Da wird mit Sicherheit nichts still gelegt, schon alleine aus wirtschaftlichen Gründen, denn auch Google muss ja weiter mit Strom versorgt werden und der kommt nach dem Förderstopp von Erdgas in den Niederlande vorläufig aus Kohle. Falle keiner plant, ein KKW zu bauen. Was die Niederländer gegen den Protest aus Schland machen. Aber am KKW gebaut wird derzeit noch nichts, dafür ist das Kohlekraftwerk immer noch eine riesige Erweiterungsbaustelle. Vermutlich wurden die 15 Jahre Restlaufzeit des Kohlekraftwerks nur als Erpressung gegenüber dem Vattenfall-Konzern benutzt, der sowieso möglichst schnell aus Schland und Umgebung raus will. Aber das wollen ja inzwischen fast alle.


¹⁾ Seid Neuestem gibt es auch in Ostfriesland Glasfaserkabel. Angeboten werden allerdings Geschwindigkeiten, die kaum oberhalb der alten DSL-Leitungen liegen. Wer mehr will, muss dafür allerdings so hohe Preise zahlen, dass ihm das Netz nach 2 Jahren eigentlich gehören müsste.