Im Artikel „Kohlekraftwerke stilllegen! Sofort!“ haben wir dargelegt, wie sinnvoll die grüne Forderung nach Stilllegung von Kohlekraftwerken ist. Da die meisten den Artikel lesen, aber selbst keine Zahlenspiele anstellen werden, hier ein paar (hoffentlich eindrucksvolle) Ergänzungen.
Zunächst ist anzumerken, dass Energie in Form vom Strom, Prozesswärme, Heizung und Verkehr benötigt wird. Es ist müßig, das auseinander puzzlen zu wollen, weil Strom auch zur Erzeugung von Prozess- und Heitwärme genutzt wird, Stromkraftwerke Wärme für alles mögliche liefern usw. Klar sollte allerdings sein, dass die Abwärmenutzung von Kraftwerken bei deren Stilllegung wegfällt und durch etwas anderes ersetzt werden muss – entweder durch andere fossile Energieträger, womit wenig gewonnen ist, oder durch zusätzlichen Strom. Zusätzlicher Strombedarf durch Elektrofahrzeuge muss auf der anderen Seite derzeit durch konventionelle Kraftwerke aufgebracht werden, was die Bilanz verschlechtert. Beschränken wir uns erst einmal auf den Strom.
Der Strombedarf variiert über den Tagesverlauf um ca. 20%, je nach Jahreszeit, bleibt aber dabei über Stunden weitgehend konstant. Konventionell wird der Verbrauch durch Grundlastkraftwerke, die dauernd im Optimum durchlaufen, Mittellastkraftwerke, die im Rahmen der täglichen Schwankungen gesteuert werden können, und Spitzenlastkraftwerken, die unerwartete kurzfristige Spitzen ausgleichen können, gedeckt. Spitzenlastkraftwerke erzeugen teuren Strom, aber richtig teuer wird es, wenn die Grundlastkraftwerke nicht durchlaufen können.
40% des Stroms liefern erneuerbare Energien, wie im zitierten Artikel dargelegt wurde. Obwohl wir auch da einen Energiemix haben, betrachten wir es der Einfachheit halber so, als ob alles durch Windenegie erzeugt wird. Die 40% resultieren aus der mittleren Leistung von ca. 20% der installierten Leistung. Rechnen wir das mal etwas anders hoch.
- Die maximale Leistung aus Windkraftwerken, die allerdings nur relativ selten erreicht wird, liegt schon heute bei 110% des Gesamtbedarfs.
- Die installierte Leistung liegt derzeit bei 200% des Gesamtbedarfs.
Für weiterem Ausbau der Windenergie der gilt:
- Um im Mittel des Gesamtbedarfs decken zu können, muss die 1,5-fache Menge der derzeit vorhandenen Anlagen zusätzlich installiert werden. Der Faktor variiert natürlich, da die Anlagen größer und höher werden und mehrere der alten kleinen ersetzen. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Zahl der Masten verdoppelt werden muss.
- Die maximale Leistung wird dann etwa 250% des Bedarfs erreichen, die installierte Leistung sogar ca. 480%.
- Die garantierte Leisung wird trotzdem kaum mehr als 10-15% übersteigen, d.h. bis zu 90% des benötigten Stroms müssen fallweise woanders herkommen (oder eben die Lichter ausgehen).
Bislang und auch zukünftig können konventionelle Kraftwerke kaum abgeschaltet werden, weil Strom nicht im notwendigen Umfang gespeichert werden kann.
- Im Grunde sind nach wie vor sämtliche konventionellen Kraftwerke weiterhin im Einsatz. Das gibt natürlich niemand zu.
- Abgeschaltete deutsche Kernkraftwerke oder formal abgeschaltete konventionelle Kraftwerke werden bei Bedarf eben durch ausländische Kraftwerke substituiert. Das gibt allerdings keiner der Politstrategen zu. Kurzfristiger Bedarf ist aber eine sehr teure Angelegenheit. Das gibt auch keiner zu.
- Einspeisung der Windspitzen verträgt das Netz ebenfalls nur, weil sie in ganz Europa verteilt werden (ein rein deutsches Netz wäre längst kollabiert). Das macht den Strom woanders ebenfalls teuer, weshalb die Spitzen zur Dumpingpreisen abgegeben oder gar bezahlt werden. Das macht den Strom hier noch teurer. Das gibt ebenfalls niemand zu.
- Um das alles zu erreichen, hat Deutschland zusätzlich zur vorhandenen 100%-Deckung des Bedarfs bereits jetzt formal zusätzliche 200% zu riesigen Kosten installiert.
Nun tragen diese Anlagen formal zu 40% des Bedarfs bei. Wenn man der CO2-Theorie glaubt, ist das ja schon ein Erfolg. Allerdings stimmen die 40% wiederum auch nicht.
- Nicht berücksichtigt ist der große Aufwand für die zusätzliche Infrastruktur, der nicht unerheblich ist, wenn man lokale Einrichtungen, Umspannwerke und Fernleitungen berücksichtigt. Über den Posten wird in der Regel geschwiegen. Die Fachleute beschränken sich auf das Argument, dass langfristig Energie übrig bleibt.
- Gar nicht berücksichtigt werden Um- und Rückbau, wenn die Anlagen in die Jahre kommen. Das Problem wird allerdings allmählich auch akut, da die Anlagen der ersten Generationen allmählich in Pension gehen.
- Nicht berücksichtigt sind auch die Verluste durch unwirtschaftlichen Betrieb der konventionellen Kraftwerke. Durch Verschmierung des Problems auf Gesamteuropa wird das Thema sehr schwer durchschaubar.
Nimmt man eine üblich Faustformel für den Wirkungsgrad, bleiben von den 40% etwa 25% übrig, die mit dem bisherigen Aufwand geliefert werden. Das hätte man wesentlich günstiger und ebenfalls CO2-neutral durch Kernenergie erledigen können.
Zur Kernenergie sei angemerkt, dass andere AKW-Typen existieren, die keine Kernschmelze erleiden können, deren Abfälle nach ca. 80 Jahren ungefährlich sind und die potentiell sogar die heutigen Abfälle beseitigen könnten. In vielen Ländern wird dazu geforscht und entwickelt – in Deutschland ist die Diskussion verboten und Ergebnisse werden zensiert.