Über den Medienbetrieb

Wenn man bei Journalisten Empörung hervorrufen will, braucht man bloß das Wort „Lügenpresse“ in den Mund zu nehmen. Andererseits ist das nicht nur ärgern, sondern man kommt bei vielen Themen gar nicht darum herum, sie Lügenbarone zu nennen.

Wer verbal nicht ganz so hart zuschlagen will, unterstellt den Medien einen Erziehungswillen der Bevölkerung, der ihnen nicht zusteht:

Man kann darüber diskutieren, ob dieser Hintergrund der Medienmache nicht noch schlimmer ist als plumpes Lügen. Wenn man allerdings nicht bei Bolz‘ Aussagen stehen bleibt, sondern wirklich wissen will, was da abgeht, bietet sich der übliche Recherche-Weg an: Follow the Money.

Zeitungen leben bekanntlich davon, dass sie gekauft werden. Das tun allerdings immer weniger Leute. Offiziell sehen die Absatzzahlen bei BiLD so aus:

Ich habe hier BiLD genommen, weil die ihre Zahlen veröffentlichen. Bei anderen Medien sieht es mindestens genauso düster aus. Auslöser ist das Internet mit seinen Informationsmöglichkeiten: man kommt an fast alles mehr oder weniger kostenlos ran, was Zeitungen, von denen man früher eine hatte, die alle Sparten bediente, ein wenig überflüssig macht. Allerdings ist das Internet nur Auslöser für eine verhängnisvolle sich selbst verstärkende Wirkung.

Weniger Abonnenten bedeutet weniger Geld, und zwar deutlich weniger Geld. Es fehlen nicht nur die Einnahmen aus dem Verkauf, auch die Werbekunden zahlen natürlich deutlich weniger, wenn die Auflagenstärke sinkt. Weniger Geld bedeutet aber auch weniger Redakteure, allerdings nicht, dass die überbezahlten Chefredakteurgehälter parallel sinken müssten. Wie in anderen Bereichen der Wirtschaft wird bei den Medien nicht mehr so viel selbst produziert, sondern ausgelagert. Statt eigener exklusiv arbeitender Reporter kauft man viele Sachen bei Freelancern ein. Die kann man preislich besser knebeln als arbeitsrechtlich abgesicherte eigene Redakteure.

Natürlich müssen sich die Medien auch überlegen, wie sie mit dem Internet umgehen. Elektronische Versionen der Zeitungen ersparen schon mal die Druckkosten, sind aber nur ein paar Prozent günstiger als die Papierversionen. Aber das ist nur ein Nebenkriegsschauplatz. Kleinere Auflagen und das Internet setzen nun die fatale Verstärkung des Qualitätsverlusts in Gang:

  • Freelancer werden pro Artikel bezahlt. Wenn man den zugänglichen Informationen glauben darf, gehören solche Leute nicht gerade zu den Spitzenverdienern, sind also gezwungen, möglichst viel zu produzieren und möglichst auch an verschiedene Medien zu verkaufen. Schnell-schnell ist die Devise, Recherchieren kommt irgendwann weiter hinten. Und so landen schlecht recherchierte Meldungen in den Redaktionen. Und da die auch weniger Leute haben, fällt eine intensive Nachrecherche auch dort weitgehend aus.
  • Schnell-schnell wird durch das Internet nochmals gesteigert. Um überhaupt noch wahr genommen zu werden, müssen die Medien mit online-Portalen auftreten, auf denen sie viele Informationen kostenlos einstellen, um überhaupt noch Kunden anzulocken. Bei online-Portalen wirken nur noch die Klickzahlen für die Werbung als Einnahmequelle. Die online-Portale wiederum erscheinen mit ihren Meldungen gesammelt in News-Portalen wie Google. Ein großer Anteil der Besucher von Portalen kommt über die News-Portale und ist keine Stammkundschaft. Bringt online-Portal A eine Meldung, muss nun online-Portal B schnell nachziehen, damit beide Portale auf der News-Plattform erscheinen. Sonst würde nur A das Klick-Geschäft machen und B noch weiter in der Versenkung verschwinden. Also schnell-schnell nachlegen und nicht sorgfältig-sorgfältig erst mal prüfen.
  • Der Redakteur von B kauft also den Artikel vom Freelancer noch mal oder nimmt ihn von einer Agentur und ändert in einer halben Stunde ein paar Worte, damit schnell-schnell die Meldung auf dem News-Portal erscheint. Alternativ schreibt er gleich bei A ab, was die Regel ist, wenn A und B zum gleichen Verlag gehören. Manche Lokalzeitungen beschäftigen auf diese Weise im Grund gar keinen Redaktionsstab mehr.

Was uns von den Zeitungsmachern immer verkauft wird – gut recherchierte Hintergründe als Grund, die Zeitung zu kaufen und nicht Blogs im Internet zu konsumieren – stimmt also nicht, oder besser: kann gar nicht stimmen, denn dazu stehen weder die notwendige Zeit noch mangels Geld die notwendigen Redakteure zur Verfügung. Kommt ein Artikel rein, wird von der Redaktion noch geprüft, ob der Inhalt mit den Vorgaben des Herausgebers harmoniert, aber nicht, ob der Inhalt Hand und Fuß hat. Ab und zu erscheint dann nicht Harmonisches im Feuilleton, das eher weniger gelesen wird. Verkauft wird das als „Meinungsvielfalt“, was aber eine plumpe Täuschung ist, denn in vielen Bereichen treffen nicht Meinungen aufeinander, sondern sich widersprechende Fakten, und die resultieren eben aus nicht stattfindenden Hintergrundrecherchen.

Ähnliche Mechanismen betreffen auch die Staatsmonopolpropaganda-Medien, die Dank Zwangsgebühr eigentlich keine Geldprobleme haben sollten. Dort weiß zwar keiner, was ein Intendant eigentlich macht, aber dafür verdient der ungefähr das Doppelte des CEO der BRD GmbH & Co KG, Frau Dr. Angela Kasner, genannt Merkel oder IM Erika. Und solche überbezahlten Posten vermehren sich im schwülen Klima der ÖR Medien besser als Pilze im Regenwald des Amazonas. Geldmangel tritt auch dort auf, wo zwar Unmengen hinfließen, aber keiner mehr kontrolliert, wo es versickert. Und ob der Korrespondent vor einem Bild des Weißen Hauses nun wirklich aus Washington berichtet oder vor eine Fototapete in Wanne-Eickel sitzt, ist inzwischen auch dort nicht mehr so ohne Weiteres zu unterscheiden. „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing'“ haben die ÖR-Medien dank steigender Unbeliebtheit inzwischen auch in eine Spirale der herausgebergesteuerten (d.h. der Politik) Berichterstattung gezwungen, die mit echten Journalismus schon lange nichts mehr zu tun hat. Die Bolzsche Erziehungsthese trifft hier wohl noch am Besten zu.

Es geht aber noch besser! Oder schlechter, je nach Standpunkt. Wo kommen alle die panikmachenden Klimageschichten her? Die zum großen Teil, leicht an Fakten, die sogar von den Panikmachern wie dem PIK oder dem IPCC selbst stammen, nachweisbar, von Lügen nur so strotzen? Und warum werden Lügen, wenn man die Medien darauf hinweist und die Fakten beifügt, nicht gerade gerückt? Also warum verdienen sich die Medien den Titel Lügenpresse geradezu im Nachgang zu Recht?

Die Antwort: die armen Freelancer oder andere Redakteure wären mit den Panikberichten hoffnungslos überfordert. Nicht, dass sie das nicht könnten, aber dazu haben sie keine Zeit, denn bevor sie fertig wären, wären sie verhungert oder sähen zumindest so aus die Damenriege bei ARD und ZDF: blond und klapperdürr. Nein, diese Berichte werden von „Klimaforschern“ verfasst. Die saugen sich haarsträubende Geschichten aus den Fingern, die dann in den Medien untergebracht werden, möglichst über Agenturen wie dpa, damit möglichst viele Zeitungen das aufgreifen. Damit die Agenturen das auch übernehmen und verbreiten, erscheinen diese Berichte – sie sind von den Forschern ja nicht als wissenschaftliche Artikel geschrieben, sondern für den dummen Bürger – als Presseerklärungen. Hat der Forscher eine NGO im Hintergrund, beim Klima meist eine aus Steuergeldern finanzierte, gibt die den Artikel als Presseerklärung heraus und drückt dem Vermittler ein paar/viele Euro in die Hand, damit der das auch bringt. Ohne das Salär landet die Presseerklärung im Papierkorb. Schließlich will ja auch die Agentur irgendwie leben. „Presseerklärung“ verschwindet auf dem weiteren Weg, weil jede Redaktion im Rahmen von „stille Post“ an dem Artikel rumdoktort, um Eigenständigkeit zu zeigen. Forscher und NGO stört das wenig, so lange der Sinn erhalten bleibt.

Also anders ausgedrückt: viele insbesondere technisch angehauchte Meldungen sind gar keine Infomationen, die durch journalistische Recherche den Weg in die Medien gefunden haben, sondern schlicht bezahlte Artikel. „Wer zahlt, bestimmt auch die Musik“

Da haben wir zunächst mal den Grund, weshalb andere Positionen in Sachen Klima gar nicht erst in die Medien kommen: den Leuten steht nicht genug Geld zur Verfügung, um für die Verbreitung ihrer Informationen zahlen zu können. Im Notfall kontert die Klimamafia eine Gegendarstellung mit 5-10 anderen Artikeln. Geld dazu ist genug da, wie wohl nicht erläutert werden muss.

Aber wo bleiben dann die Richtigstellungen? Warum erscheinen nicht wenigstens die? Da sind wir wieder bei den Redaktionen. Die müssten, genauso wie bei nicht bezahlten Artikeln, recherchieren, was an der Sache dran ist. Können sie nicht. Keine Kapazität für so was. Also fordert man von Einreicher eines Artikels ein Gutachten eines Peers an, also eines „anerkannten Meinungsschaftlers“, oder man schickt die Kritik an den Urheber des bezahlten Artikels zur Stellungnahme.

Es gibt tatsächlich Leute, die glauben an solche Verfahren. Schließlich müssten die Angesprochenen ja einräumen, dass an den Gegendarstellungen etwas dran ist. Sorry, selten so gelacht! Nein, was passiert, ist schlicht – NICHTS. Sie bekommen keine Antwort, sie erreichen noch nicht mal die Leute, selbst wenn sie telefonisch so nerven, dass sie die Sekretärin des Peers schließlich besser kennen als ihr Chef. Man kann diesen Leuten das gesamte Vokabular des Hamburger Rotlichtviertels an den Kopf werfen – die sind absolute schmerzfrei und klicken das einfach weg. Die erzählen direkt danach die gleichen Geschichten noch mal, ohne dass auch nur die Stimme eine andere Tonlage ob der Beschimpfung einnehmen würde. Wenn man weiß, um wieviel Geld es beim Thema Klima geht, weiß man auch, dass Geld gegen alles mögliche besser panzert als eine Kompositpanzerung den Leopard II.

Für die Presse ist damit die Sache klar: keine Stellungnahme – keine Notwendigkeit, irgendetwas zu drucken. Sich drum kümmern? Kein Zeit, ich muss die Zeitung schnell voll bekommen. Und mit Panik lässt sich ein besserer Erfolg bei den Kunden erzielen als mit Informationen, über die sie nachdenken müssen.

Halten wir mal fest: von Außen betrachtet scheint die journalistische Abschlussprüfung im Nachweis zu bestehen, dass der Proband wirklich von nichts irgendeine Ahnung hat. Dieser Eindruck ist vollkommen korrekt: Journalisten haben von nichts irgendeine Ahnung. Ihre Aufgabe besteht nämlich darin, sich durch sorgfältige Recherche zu irgendeinem Thema gewissermaßen Ahnung zu verschaffen und diese an den Leser weiterzugeben, und die Ausbildung besteht in der Methodik, wie man eben sorgfältig recherchiert. Ahnung ist da eher hinderlich, wenn man ehrlich arbeiten will (was natürlich nicht verhindert, dass sich doch irgendwann Ahnung einnistet). Das Arbeitsumfeld des Journalisten lässt aber heute aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr zu, dass er seine Ausbildung umsetzen kann. Also verkauft er seine Ahnungslosigkeit verpackt in ein paar nette Worte. Ein paar an Geld gekoppelte Mechanismen drum herum sorgen dann dafür, dass nur bestimmte Aspekte der Ahnungslosigkeit veröffentlicht werden. Der Journalist ist daher in vielen Fällen gar nicht der große Erzieher, wie Bolz beschreibt, sondern geschickte Geschäftemacher dahinter.