Gefördert wird …

Eine kleine Geschichte: in Emden, Aurich und Norden gibt es drei kleine Kliniken. Entfernung voneinander ca. 20 km Luftlinie. Die sollen nun nach dem Willen der Politik durch eine Zentralklinik ersetzt werden. Alleine das Emder Klinikum „erwirtschaftet“ pro Jahr einen Verlust von ca. 10 Mio € und müsste bausubstanzmäßig (weiter)saniert werden. Es sind zwar Gelder in die Sanierung geflossen, aber wie üblich viel zu wenig, weil (angeblich) kein Geld im Landkreis vorhanden ist. In Norden und Aurich sieht es ähnlich aus, wobei dazu gesagt werden muss, dass in Aurich die Fa. Enercon residiert und Aurich mit Gewerbesteuern folglich gut ausgestattet ist. Außerdem seien die Kliniken zu klein, um gewisse medizinische Leistungen erbringen zu können oder zu dürfen (das Klinikum Leer, auch nicht viel größer, kann das aber erstaunlicher Weise).

Für eine Sanierung wären vielleicht in Summe 40 Mio € notwendig (das lässt sich nicht so genau beziffern), aber die Landkreise haben das Geld nicht und das Land fördert die Sanierung nicht. Für den Neubau wären > 250 Mio € notwendig, die Summe nach oben natürlich wie immer offen, da man sich ja über Preise von heute unterhält und der Bau erst in vielen Jahren fertig wird. Da die Preise bis dahin geschätzt um 10% steigen könnten (muss aber nicht), führt das nach ganz einfach zu durchschauenden mathematischen Gesetzmäßigkeiten dazu, dass die Kosten um den Faktor 2-5 steigen, was ja noch gut gewirtschaftet ist, denn man ist von der 10 noch weit entfernt. Diese 250 Mio € (Mindestsumme) werden vom Land mit 150 Mio € bezuschusst und der Landkreis bringt auch die fehlenden 100 Mio € auf.

Die kann er nur aufbringen, wenn das Zentralklinikum nicht mit Verlust arbeitet. Wie man aus ca. 15 Mio € Verlust derzeit (ein Strukturproblem, denn finanziell sind nahezu alle Kliniken unterversorgt) allerdings eine 0 oder gar Gewinn machen will, bleibt zunächst mal ein Geheimnis. „Es gibt Ernst zu nehmende Berechnungen, die das belegen“, aber die gibt es ja auch für die Baukosten.

70% der Kosten eines Hauses sind Personalkosten. Natürlich soll dort eingespart werden. Beispielsweise sind derzeit an Wochenenden 8 Ärzte in den 3 Standorten in Bereitschaft, zentral müssten es nur noch 4 sein. „Dann hätten alle mehr Freizeit“, oder im Klartext: 4 würden weiterhin Dauerschichten schieben, und die anderen 4 hätten Dauerfreizeit. Auch die Wege für Pflegepersonal, das am Tag bis zu 14 km in den alten Kliniken zurücklegt, wären zentral wesentlich kürzer, und vermutlich gibt es auch da schon ernsthafte Berechnungen, wie viele Pfleger man einsparen kann, wenn nur noch 8 km zurückgelegt werden müssen, um trotzdem das Verhält 1 Pfleger : 38 Patienten wahren zu können.

Das Bereitschaftsproblem könnte natürlich auch heute bereits gelöst werden. 4 Ärzte an den 3 Standorten, und wenn der Notarzt vor Ort einen Fall behandelt, teilt ihm der Computer mit, welches der Häuser für seinen Fall zuständig ist. Auch Anderes ließe sich organisieren: werden alle drei Kliniken zusammen gelegt, hätten sie den Status einer Zentralklinik, aber eben mit 3 Standorten. Spezielle Operationen, für die eine Mindestanzahl an Fällen erreicht werden muss, um sie durchführen zu dürfen, könnten organisatorisch in den Häusern verteilt werden. Die heutige Aufteilung der Patienten auf Stationen ist ebenfalls anders als früher, Stationen alten Stils dürften sich aber auch organisatorisch auflösen lassen.

Ich will natürlich nicht abstreiten, dass manches in einem Zentralbau besser organisiert werden könnte. Es ließe sich wohl kaum verhindern – wenn denn alles so stimmt, was einem erzählt wird – dass der eine oder andere Arzt oder Patient auch mal zu einem anderen Standort gebracht werden muss. Das ist sicher umständlich, andererseit: für 200 Mio € kann man ziemlich lange hin und her fahren, bis das Geld aufgebraucht ist.

Das Zentralklinikum ist natürlich die Wunschvorstellung der Ärzte, und sie wird von der Politik finanziell gefördert. Eine wesentlich billigere organisatorische Lösung, die von den Ärzten auf eine schon unglaubwürdige Weise schlecht geredet wird, nicht. Das trifft generell zu, um zur Schlagzeile zurück zu kommen: bei allen Projekten werden grundsätzlich die teuersten und unwirtschaftlichsten gefördert. Wer Spaß daran hat, kann ja einige in Kommentaren benennen.

Man könnte ja sagen „wenn man’s hat, warum nicht“. Hat man’s ? Ich bin da eher skeptisch. Seit Jahren darf man auf einigen Straßen nur noch 50 km/h fahren, weil sie Feldwegqualität aufweisen. Möglicherweise gibt es irgendwann ein Zentralklinikum, das aber nur noch zu Fuß erreicht werden kann. Man muss eben Prioritäten bei der Finanzierung setzen.