Das „Problem“ Trump

Trump polarisiert. In der veröffentlichten Meinung hat vielleich noch Kim Yong Un ein ähnlich schlechtes Image. Selbst die ansonsten recht seriöse Zeit wartet mit Vokabeln auf, die eher in den Stürmer passen würden. Woran liegt das?

Trump wartet mit einem politischen Programm auf, das nicht in das politisch korrekte Gutmenschenweltbild passt. Opposition ist damit vorprogrammiert, aber das kann es nicht alleine sein, denn auch andere Politiker warten mit abweichenden Vorstellungen auf, ohne dass es zu einem derartigen Bashing kommt. Das ist es nicht alleine. Der Hauptgrund für die vehemente Ablehnung ist, dass Trump sich nicht an die Regeln hält:

  1. Trump versucht, genau das umzusetzen, was er im Wahlkampf versprochen hat. Damit hat er eine wichtige Regel verletzt, die alle anderen Politiker und Journalisten zwangsläufig verwirren muss: die sind es gewohnt, etwas zu sagen und nach Ende der Stimmabgabe spontan extreme Alzheimer-Symptome zu offenbaren: sie können sich an nichts erinnern und machen etwas völlig anderes. Hintenrum mag das eine oder andere Detail aus dem Wahlprogramm bis zum Ende der Wahlperiode umgesetzt werden, um die Wähler bei der Stange zu halten, aber vieles wird unterwegs aus opportunistischen Gründen vergessen.
  2. Trump versucht die Umsetzung auf direktem Weg und verletzt damit eine weitere wichtige Regel: verhandle langfristig mit anderen, die deine Ideen nicht nur aus sachlichen Gründen ablehnen, sondern auch dann, wenn sie eigentlich der gleichen Meinung sind, und bringe eine möglichst verwässerte Version auf den Markt, die nicht mehr viel mit dem Ursprung zu tun hat.

Einfach ausgedrückt: Trump ist kein Politiker, sondern Manager, und genau so sieht seine Regierung zur großen Bestürzung des Establishments aus: dessen Mitsprache wird weitgehend ausgebremst, auch wenn ein demokratisches System natürlich immer noch viele Möglichkeiten bietet, Sand ins Getriebe zu werfen.

Warum so direkt? Trump hat möglicherweise das Beispiel seiner Vorgänger vor Augen: viel versprochen, aber in 8 Jahren nichts umgesetzt. Und 8 Jahre hat er nicht, schon aus Altersgründen. Will er wirklich etwas bewirken, bleibt ihm nichts als ein Frontalangriff. Sich auf die üblichen politischen Verwässerungsspielchen einzulassen bringt nichts. Und er nutzt seine Möglichkeiten recht geschickt: statt Mauscheleien hinter dem Vorhang direkte Tweets auf Twitter, die jeder seiner Wähler unmittelbar lesen kann und denn Strippenziehern im Hintergrund ihre Hinhaltetaktik aus den Händen schlägt.

So weit ist die Handlungsweise Trumps logisch und verständlich. Man sollte auch nicht den Fehler machen, den Mann als einen blöden Idioten lächerlich machen zu wollen. So dumm, wie es die Presse gerne sehen will, ist kein Milliardär, und schon gar kein erfolgreicher Milliardär. Es ist unwahrscheinlich, dass er „Nachts im Bademantel vor dem Notebook spontan seinen Frust über seine Schlaflosigkeit auf Twitter abarbeitet“, wie manche Zeitungen wissen wollen. Der Mann weiß, was er tut, und lässt auch seine Mitarbeiter mit gezielten Provokationen auftreten.

Sind seine Ziele wirklich soweit neben der Spur, wie die Presse behauptet? Wenn man sich dort die Analysen anschaut, kann man sich bei oberflächlichem Lesen diesem Bild kaum entziehen. Aber das ist ja auch Absicht solcher Analysen. Man muss noch nicht einmal zwischen den Zeilen lesen, um heraus zu bekommen, dass auch die hochgescheiten Analysten der Zeitungen sich alles andere als sicher sind, wie sich Trumps Aktivitäten wirklich auswirken. „America first“ ist allerdings auch ein Slogan, der die EU-Weicheier erschreckt. Bleibt also derzeit nur, so viel Stunk gegen Trump zu machen wie möglich.

Kommen wir noch mal auf Trump als Unternehmer zurück. Die eingefahrenen Weg sind inzwischen so schlammig, dass sie nicht weiter benutzt werden sollten (aus dem Grund steht Trump ja auch dort wo er derzeit steht). Hier das Ruder in andere Richtungen zu bewegen ist die Aufgabe guter Manager. Ob das immer klappt? Weiß man vorher nicht. Kann auch trotz aller guten Absicht schief gehen. Aber so lange man es nicht ausprobiert, weiß man es eben auch nicht. Trump ist Unternehmer, und aus der Sicht ist eigentlich nicht zu erwarten, dass er einen Kurs, der das Gefährt schließlich vor die Wand fährt, unbeirrt weiter verfolgt. Als Unternehmer wird er den Kurs wechseln, was die bewegungsunfähigen Europäer noch mehr verwirren wird.

Wenn Trump wirklich Unternehmer und nicht nur reicher Blödmann ist, wird er seinen Wählern nach 4 Jahren auch etwas geliefert haben, ob es den Europäern passt oder nicht (die sind sich ja noch nicht mal einig). Das wäre meine Gegenprognose zu dem, was in den Medien gerne behauptet wird. Mal sehen, wer am Ende Recht behält.