Propaganda-Prinzipien II

In „Propaganda-Prinzipen I“ haben wir das Wiederholungsprinzip vorgestellt. Es wirkt allerdings nur, wenn es nicht völlig den Fakten widerspricht. Wer behauptet, Gott rede mit ihm, macht sich lächerlich (falls er nicht gerade Mohammed heißt), auch wenn er das 35 Jahre wiederholt. Und wer Tag für Tag behauptet „Morgen geht die Welt unter!“ wird nach einiger Zeit allenfalls gefragt, worin sie untergehe, und wenn es Bier oder Wein sei, hätte man auch nichts dagegen. Die Aussagen müssen sich schon an irgendwelche Fakten halten, die unabhängig verifiziert werden könn(t)en (meist genügt eine Quellenangabe, die ohnehin keiner überprüft, aber man könnte ja).

Die Aussagen sollten daher aus vorliegenden Fakten konstruiert werden, und damit auch der Aussagetrend herauskommt, den man sich wünscht, bleibt nichts anderes übrig als aus den Fakten die passenden auswählen und die übrigen fortzulassen. Ein paar Beispiele:

Über die Ukraine wird ausschließlich aus ukrainischer Sicht berichtet. Da ist die ukrainische Armee, die gegen russische Aufständische kämpft, die ständig den Frieden brechen. Die dritte Truppe – ukrainische Milizen, die allenfalls von der CIA, aber sonst niemandem kontrolliert werden und sich an nichts halten (müssen) – werden in der Presse gar nicht erst erwähnt. So lässt sich der Bürgerkrieg in einen von Russland angezettelten Krieg umwandeln. Erst wenn man mit hier lebenden Russen, die Verwandte in der Ecke haben, spricht, bekommt man ein realistischeres Bild, was da vor sich geht.

Bei Thema Syrien wird/wurde ausschließlich über den bösen Diktator Assad berichtet, gegen den – im Gegensatz zur Urkaine diesmal ein gerechter! – Bürgerkrieg angezettelt wurde. Verschwiegen wurde: die komplette Hälfte der nichtsmuslimischen Bevölkerung stand geschlossen hinter Assad. Eine islamische Diktatur war nicht in ihrem Sinn. Mit westlicher Hilfe wurden die Rebellen aufgerüstet und das Ergebnis sehen wir jetzt: der IS ist zu stark geworden und die Leute fliehen vor dem islamischen Terror und schwappen als Flüchtlingswelle über uns herein.

Ein drittes Beispiel, das zeigt, dass auch die andere Seite das Prinzip beherrscht. Kanzlerin Merkel wurde mit den Worten

Ausländische Jugendliche sind überwiegend kriminell, das müssen wir aushalten.

zitiert und die Interpretation „wenn der Türke zuschlagen will, dürfen wir uns nicht wehren, denn das ist ausländerfeindlich“ mitgeliefert. Tatsächlich stand aber (sinngemäß) in der Quelle

Statistisch ist der Anteil krimineller ausländischer Jugendlicher deutlich höher als der Durchschnitt. Die Statistik mag einem nicht passen, aber das müssen wir aushalten und uns den Problemen stellen.

Sie hat also mehr oder weniger das Gegenteil von dem gesagt, was ihr in den Mund gelegt wurde. Das ist ein weit verbreitetes Problem, denn insbesondere Journalisten pflegen in Interviews stundenlang auf dem ersten Satz herum zu hacken (Prinzip I), obwohl der mehrfach richtig gestellt wurde.

Halten wir fest: durch Einengung der Fakten auf ein passendes Spektrum lässt sich ohne Weiteres eine beliebige gewünschte Interpretation generieren, die nichts mit der wahren Lage zu tun hat. Durch ständige Wiederholung wird der Wahrnehmungskreis der Empfänger schließlich auf den gewünschten Radius beschränkt. Aus dem Teufelskreis kommt ihr nur dann heraus, wenn ihr zusätzlich zu den öffentlich-rechtlichen Propagandamedien weitere Quellen studiert. Oft kommt dann heraus, dass die gleichen Fakten präsentiert werden (es hat also keiner gelogen), aber darüber hinaus noch viele weitere, die verschwiegen wurden, weil sie das gewünschte Propagandabild verfälschen.